Anwalt online im Internet suchen: Anwaltsportale, Suchmaschinen, Empfehlungen, Bewertungen, Rechtsschutzversicherung

Einen Anwalt online im Internet suchen kann man sowohl über ein Anwaltsportal, Suchmaschinen, nach Empfehlungen und Bewertungen – die allerdings nicht immer unabhängig sind, und man bekommt bei der Anwaltssuche Empfehlungen der Rechtsschutzversicherung, denen man allerdings nicht folgen muss und vielleicht auch nicht sollte.

Einen Anwalt über ein Anwaltsportal suchen

Als erste Möglichkeit einen Anwalt online im Internet zu suchen, stellt die Finanztest die Suche über Anwaltsportale vor. Es gibt sowohl bundesweite Anwaltsportale, als auch regionale Suchmöglichkeiten auf den Internetseiten der einzelnen Anwaltskammern vor Ort.

Bei den regionalen Rechtsanwaltskammern kann man mehr Rechtsanwälte finden – laut Finanztest. Die Suche auf diesen Internetseiten sei aber nicht so nutzerfreundlich, es sei z. B. zumeist eine Umkreissuche nicht möglich.

Die Finanztest testete in einem Kurztest die bundesweiten Anwaltsportale Anwaltauskunft.de, Anwalt24.de, Anwalt.de, Experten-branchenbuch.de und Anwaltssuchdienst.de. Über diese Internetseiten ist es möglich einen Anwalt in der Nähe online im Internet zu suchen.

Finanztest empfiehlt als Testergebnis die Anwaltssuche online über die Portale Anwaltauskunft.de und Anwalt24.de. Diese beiden enthalten möglichst viele Anwälte und bieten die direkte Onlinesuche nach einem Fachanwalt vor Ort bzw. Umgebung.

Getestet wurde die Suche nach Fachanwälten für Mietrecht, Wohnungseigentumsrecht, Arbeitsrecht und Familienrecht in Berlin, Stuttgart und Siegen. Dabei wurde von der Finanztest über Anwaltauskunft.de und Anwalt24.de wesentlich mehr Anwälte vor Ort gefunden, als über Anwalt.de, Experten-branchenbuch.de und Anwaltssuchdienst.de

Die meisten Suchtreffer für Anwälte wurden bei Anwaltauskunft.de gefunden. Die Finanztest beschreibt die Suchmaske als sehr übersichtlich, die Suche im Umkreis einer Postleitzahl ist möglich und die Kontaktdaten: Telefonnummer, Faxnummer und E-Mail-Adresse werden aufgelistet. Zusätzlich stehen online ein Strafverteidiger-Notdienst, Rechtsnachrichten und ein Rechtslexikon zur Verfügung.

Es stehen bei Anwaltauskunft.de allerdings keine Anwaltsporträts, also die Beschreibung der Schwerpunkte, Erfahrungen, Fachgebiete der einzelnen Rechtsanwälte, wie bei Anwalt24.de und Anwalt.de zur Verfügung. Das Anwaltsportal verlinkt aber auf die Internetseiten / Homepages der Anwälte, wo diese Informationen gefunden werden können.

Die Finanztest beschreibt, dass bei Anwaltauskunft.de maximal 10 Rechtsanwälte bzw. Fachanwälte bei der Onlinesuche angezeigt werden. Ergeben sich bei der Suche auf dem Internetportal mehr als 10 Treffer für die jeweilige Anwaltssuche, werden 10 Anwälte nach dem Zufallsprinzip ausgewählt: “Kein Anwalt wird privilegiert.”

Beim Anwaltsportal Anwalt24.de stehen Rechtsanwälte, die für ihren Datenbankeintrag bezahlt haben in den Suchergebnissen vor denen, die einen kostenlosen Eintrag als Anwalt gewählt haben. Die Finanztest weist darauf hin, dass ebenso wie bei den Google-Suchergebnissen, bei bezahlten Anwaltseinträgen nicht die oberen die besseren Rechtsanwälte sein müssen.

Bei Anwalt24.de ist laut dem Kurztest der Finanztest ebenso eine Umkreissuche und die spezielle Onlinesuche nach Fachanwälten möglich. Wie erwähnt stehen in den Suchergebnissen die Anwälte mit einem bezahltem Eintrag vor denen mit einem Gratiseintrag und die einzelnen Rechtsanwälte werden in Anwaltsporträts mit Details zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten, Fachgebieten etc. dargestellt.

Eine Gebührenliste für Rechtsanwälte wird online im Internet bei Anwalt24.de bereitgestellt, ebenso wie Artikel zu Rechtsthemen und ein Rechtslexikon. Die Aufnahme in dieses Anwaltsportal kostet für Rechtsanwälte hier zwischen null und 470 Euro.

Um einen Eindruck von der Anzahl der eingetragenen Anwälte in den einzelnen Anwaltsportalen zu erhalten, folgende Zahlen der Finanztest zur Gesamtzahl der gelisteten Anwälte nach Anbieterangaben der Onlineportale und gerundet: Anwaltauskunft.de – 68.000 Rechtsanwälte, Anwalt24.de – 64.500 Rechtsanwälte und schon abgeschlagen an dritter Stelle das Anwaltsportal Anwalt.de mit 13.700 Einträgen.

Anwaltauskunft.de scheint mir gegenüber Anwalt24.de, welche insgesamt fast genau so viele Rechtsanwälte gelistet haben, einen Schwerpunkt auf Anwälte in Großstädten wie Berlin und Stuttgart zu haben. Dort findet Anwaltauskunft.de mit Berlin 23 Anwälte und Stuttgart 39 Anwälte deutlich mehr als Anwalt24.de mit Berlin 12 Anwälte und Stuttgart 23 Anwälte. Dagegen finden beide Anwaltssuchen in Siegen mit 16 zu 14 Anwälten fast gleich viele Rechtsanwälte.

Laut Finanztest findet im konkreten Testszenario zum Beispiel Anwalt.de in Berlin einen Anwalt und Anwaltssuchdienst.de in Stuttgart sechs Anwälte für Arbeitsrecht, Familienrecht, Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht.

Bewertungen von Anwälten im Internet

Die Finanztest rät bei Bewertungen von Anwälten im Internet zur Vorsicht. Bei der Online-Suche nach einem Anwalt sollten die Anwaltsbewertungen nicht als objektive Berichte über Erfahrungen und Probleme mit dem jeweiligen Rechtsanwalt bewertet werden.

Als Beispiel für Probleme mit Bewertungen von Anwälten nennt die Finanztest die Anwaltsbewertungen auf dem Portal Anwalt.de. Die Bewertungen durch die Mandanten der Rechtsanwälte würden vor der Veröffentlichung immer erst dem bewerteten Rechtsanwalt vorgelegt werden.

Dadurch gäbe es auf Anwalt.de kaum negative Bewertungen zu einem Anwalt, da diese entscheiden dürfen, ob diese Bewertungen im Internet veröffentlicht werden. Die Finanztest führt als Beispiel aus, dass in Berlin und München kein Anwalt mit weniger als vier von maximal fünf möglichen Bewertungspunkten bewertet ist.

Anwalt nach Erfahrungen – auch online – finden

Wird der Rechtsanwalt nach Erfahrungsberichten von Freunden, der Familie oder Bekannten empfohlen, spricht dies laut Finanztest dafür, dass der Anwalt sehr gut gearbeitet hat, zuverlässig und regelmäßig über den aktuellen Stand des Verfahrens, des Prozesses oder der Verhandlung mit Gläubigern informiert und berichtet hat und dass der Anwalt wichtige Fristen, Termine und Schriftstücke fristgerecht und termingerecht eingehalten und übersendet hat. Ebenso kann es helfen, wenn diese von Problemen mit dem eigenen Anwalt berichten.

Diese guten oder schlechten Erfahrungen anderer sagen aber noch nichts aus, wie gut der Anwalt im eigenem Rechtsproblem, im eigenen Prozess oder Verhandlung helfen kann und wie kompetent er gerade im speziellen Fall ist. Vielleicht ist die eigene rechtliche Problem komplizierter bzw. einfacher oder die rechtliche Frage der Familie, Freunde etc., entsprach genau den Erfahrungen des Rechtsanwalts und war gegebenenfalls recht einfach zu lösen bzw. bei wenn diese Probleme mit ihrem eigenem Anwalt hatten, entsprach die rechtliche Frage, das rechtliche Problem nicht den Erfahrungen und dem Schwerpunkt des Rechtsanwalts.

Die Finanztest empfiehlt daher den Rechtsanwalt weiter zu überprüfen und online im Internet Erfahrungen mit diesem Anwalt zu suchen. Im Internet kann man wichtige Informationen zu den Kompetenzen des Rechtsanwalts suchen, ebenso finden sich auf der Homepage der Rechtsanwälte Informationen zu den Fachgebieten, Schwerpunkten und Erfahrungen.

Den Anwalt nach seinen Schwerpunkten und Erfahrungen vor der rechtlichen Beratung und dem Auftrag zu fragen, empfiehlt die Finanztest ebenfalls. Eine Arbeitsprobe, die Kompetenz, das Wissen und die Erfahrungen des Anwalts kann man auch auf Internetportalen wie frag-einen-anwalt.de online finden.

Auf frag-einen-anwalt.de kann man Rechtsanwälten Fragen stellen, die Anwälte geben online Beratung zu rechtlichen Problemen. Die Fragen sind ebenso wie die Antworten der Anwälte online für jeden zu lesen. Man kann eine eigene Frage zu seinem Rechtsproblem stellen und so die Kompetenz und das Fachgebiet der Rechtsanwälte beurteilen. Eine andere Möglichkeit stellt zum Beispiel Anwalt.de dar, wo es auch eine E-Mail-Rechtsberatung gibt.

Hilft die Antwort des Anwalts auf die eigenen Frage, oder der Frage eines anderen Nutzers auf ein ähnliches rechtliches Problem weiter, kann man so einen kompetenten Anwalt mit dem entsprechenden Fachgebiet finden. Diese Arbeitsproben stellen somit eine Empfehlung von Anwälten online im Internet dar, im Gegensatz zu mündlichen Empfehlungen von Freunden, Familie oder Bekannten oder Arbeitsproben in Form von Artikeln zu Rechtsthemen von Rechtsanwälten in Fachjournalen, Zeitungen und Magazinen (zum Beispiel Artikel von Rechtsanwälten in der FAZ, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung oder der Welt).

Anwälte online über Suchmaschinen suchen

Einen Anwalt kann man online im Internet über eine Suchmaschine wie Google, Bing und Yahoo suchen. Bei den Suchergebnissen ist zu unterscheiden, ob es natürliche Suchergebnisse, oder gesponserte Suchergebnisse und bezahlte Werbung über den eigentlichen “natürlichen” Sucherergebnissen für die Anwaltssuche sind.

Ob ein Rechtsanwalt mit seiner Kanzlei bei den Google-Suchergebnissen weit oben steht, sagt noch nichts über die Qualität und Kompetenz des Anwalts aus. Er kann vielleicht besondere Qualitäten und Erfahrungen darin haben, bei den Suchergebnissen weit oben zu stehen, seine Webseite bzw. Homepage optimal auf bestimmte Suchbegriffe für die Anwaltssuche zu optimieren, oder einen dritten für diese Suchmaschinenoptimierung bezahlt haben.

Die Finanztest meint dazu, dass Anwälte die Schlüsselworte, nach denen online im Internet nach einem Anwalt gesucht wird, geschickt auf ihrer Webseite platzieren können und dadurch auf der Trefferliste für die Anwaltssuche weit oben vor der Konkurrenz landen.

Ich möchte es so ausdrücken, dass man aus der Online-Suche eines Anwalts über eine Suchmaschine nicht erkennen kann, ob man mit diesem Anwalt Probleme haben wird, wie die Erfahrungen, Schwerpunkte und Kompetenzen, dass Wissen des Anwalts sind.

Ein schlechter Rechtsanwalt mit guten Interneterfahrungen und Wissen, der vielleicht sehr viel Zeit in seinen Internetauftritt investiert, dort viel schreibt und optimiert, wird vielleicht bei der Online-Suche weiter oben angezeigt, als ein Anwalt, der seine Zeit hauptsächlich in die Klärung der rechtlichen Probleme seiner Mandanten investiert und nicht so viel darüber schreibt. So gibt es auch Anwälte die gar nicht online im Internet zu finden sind.

Anwalt von der Rechtsschutzversicherung – Recht auf freie Anwaltswahl

Ein Anwalt, der von der Rechtsschutzversicherung empfohlen wird, kann, muss aber nicht für das eigene rechtliche Problem, den Prozess, die Klage, die Verteidigung geeignet sein.

Die Finanztest führt aus, dass bei einer Finanztest-Umfrage jede vierte Teilnehmer mit Rechtsschutzversicherung einen Anwalt auf Empfehlung seiner Rechtsschutzversicherung genommen hat. 67 Prozent davon waren nach ihren Erfahrungen mit der Arbeit des Rechtsanwalts zufrieden und hatten keine großen Probleme.

Nach der Finanztest-Umfrage waren allerdings 77 Prozent mit dem Anwalt zufrieden, den sie sich selbst, z. B. online im Internet gesucht haben. Die Ergebnisse der Umfrage sind laut Finanztest nicht repräsentativ.

Die, die schlechte Erfahrungen und Probleme mit ihrem Anwalt hatten, Beschwerden sich über zu wenig Biss, über den Eindruck, der Anwalt würde mit der Versicherung zusammenarbeiten und sei nicht unabhängig, dass sie das Gefühl hatten, ihr Fall sei für den Rechtsanwalt zu klein – nur Peanuts -, dass er nicht engagiert und ernsthaft genug um den Fall bemüht war.

Die Finanztest vermutet, dass die Bezahlung der Partneranwälte durch die Rechtsschutzversicherung ein Grund für die Erfahrung mit dem mangelnden Engagement der durch die Rechtsschutzversicherung empfohlenen Anwälte sein könnte.

Die Rechtsschutzversicherungen würden mit ihren Partneranwälten als Bezahlung Pauschalen am unteren Rand der Rechtsanwaltsgebühren vereinbaren. Als Anwalt diese möglicherweise geringere Bezahlung zu akzeptieren, würde sich vor allem lohnen, wenn die Kanzlei des Rechtsanwalts zu wenig Mandanten hat und somit nicht ausgelastet ist.

Die Umfrage-Ergebnisse, die besagen, dass die Anwälte der Rechtsschutzversicherung zu wenig Biss und zu wenig Engagement hatten, könnten laut Finanztest daher rühren, dass die niedrigen Pauschalen sich bei schwierigen und zeitintensiven Fällen, rechtlichen Problemen, als angemessene Bezahlung der Rechtsanwälte nicht ausreichen.

Bei einfachen rechtlichen Problemen sei die Arbeit der Rechtsanwälte schnell zu erledigen, so dass sie auch mit den Pauschalen der Rechtsschutzversicherungen genug Geld verdienen.

Daraus folgend könnte ich mir vorstellen, dass sehr erfahrene, gut ausgebildete Rechtsanwälte, die immer viele Mandanten haben, sich auf die niedrigen Pauschalen als Partneranwalt einer Rechtsschutzversicherung nicht einlassen.

Es findet somit möglicherweise eine für den Mandanten negative Selektion statt: Die schlechteren, nicht so erfahrenen Rechtsanwälte, die auch auf die niedrigeren Pauschalen angewiesen sind, werden Partneranwälte der Rechtsschutzversicherer, um wenigstens ausgelastet zu sein und sich ein regelmäßiges, wenn auch niedrigeres Einkommen zu sichern. (Ob das wirklich so ist, kann ich natürlich nicht sagen, und behaupte es auch nicht.)

Die Finanztest empfiehlt ausdrücklich, sich nicht von der Rechtsschutzversicherung unter Druck setzen zu lassen, einen bestimmten, von ihr empfohlenen Anwalt – Partneranwalt – zu beauftragen. Sie weißt darauf hin, dass Versicherungskunden nicht gezwungen werden können, die Empfehlung der Versicherung zu akzeptieren.

Der Versicherungskunde hat das Recht, sich seinen Anwalt frei auszusuchen.

Suche nach einem Spezialisten, Fachanwalt, Anwalt mit Interessen- und Tätigkeitsschwerpunkt:

Dieser Artikel über die Suche nach einem Anwalt online im Internet, über Anwaltsportale, Suchmaschinen, Freunde oder die Rechtsschutzversicherung steht im Zusammenhang mit folgendem Artikel: Suche nach einem Anwalt als Spezialist, Fachanwalt oder Anwalt mit Interessen- und Tätigkeitsschwerpunkt, dort auch Beispiele für Fachanwälte, Unterschiede zwischen Spezialisten und Fachanwälten und Details zur Ausbildung, Wissen und Kosten von Fachanwälten.

Alle Artikel zur Anwaltssuche sind unter www.finanso.de/anwalt/ aufgelistet.

Literatur:

Diplom-Betriebswirt (FH) André Fiebig