Ist die Pille danach eine Abtreibungspille oder eine Verhütungspille?

Ist die Pille danach Pidana oder Ella One eine Abtreibungspille oder nur eine Verhütungspille? Studien mit Frauen nach ungeschütztem Sex und Versuche mit menschlichen Embryonen scheinen diese Frage eindeutig zu beantworten. Und welche wirklichen Abtreibungs-Pillen und Spiralen gibt es?

Volker Stollorz beschäftigt sich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ausführlich in einem sehr guten Artikel mit der aktuellen Forschung zu der Frage, ob die Pille danach eine abtreibende Wirkung oder nur eine verhütende Wirkung hat, also eine Abtreibungspille oder eine Verhütungspille ist.

Für viele mag die Frage gleichgültig und irrelevant sein, ob die Pille danach nur die Befruchtung der Eizelle verhindert – verhütende Wirkung besitzt -, oder ob sie auch die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter verhindert – was für einige schon eine abtreibende Wirkung darstellt.

Die Diskussion um die eventuelle Abtreibung mit der Pille danach Pidana und anderer ist vor allem entstanden und wichtig geworden, durch die Nichtverordnung der Pille danach in katholischen Krankenhäusern nach einer Vergewaltigung. Die Pille danach wird in Deutschland pro Jahr laut Volker Stollorz 400.000 mal verschrieben, vor allem wenn ein Kondom gerissen ist, die Antibabypille vergessen wurde oder eine Frau zum ungeschützten Geschlechtsverkehr gezwungen wurde – einer Vergewaltigung.

Die Pille danach ist in 79 Ländern ohne Rezept in der Apotheke zu kaufen, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt den freien Verkauf in der Apotheke weltweit. Eine Rezeptpflicht wie in Deutschland gibt es in Europa nur noch in Italien und Polen.

Volker Stollorz führt aus, dass es darum, ob die Pille danach eine Abtreibungspille ist oder doch nur eine Verhütungspille für die Notfallverhütung ist, einen wissenschaftlichen Streit gibt, der je nach Standpunkt und (persönlicher) Interessenlage über wissenschaftliche Artikel, Stellungnahmen und wissenschaftliche Hypothesen geführt wird.

Abtreibungspille Mifegyne und die Spirale danach

Zur Notfallverhütung nach ungeschütztem Sex gibt es verschiedene Medikamente. Es gibt eine echte Abtreibungspille Mifegyne RU-486 mit dem Wirkstoff Mifepriston, die eine ungewollte Schwangerschaft noch nach Wochen nach einer Befruchtung abbrechen kann. Der Wirkstoff Mifepriston in Mifegyne blockiert dazu die Progesteron-Bindestellen in der Gebärmutter und verhindert damit die Einnistung der befruchteten Eizelle, die Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut. Der Embryo stirbt damit ab und die Abtreibung ist für die Frauen zumeist mit Schmerzen als Nebenwirkung verbunden.

Eine zweite Abtreibungsmöglichkeit ist die Spirale danach. Die Kupferbeschichtung der Spirale danach verhindert bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Sex, dass sich der Embryo in die Gebärmutter einnistet, wodurch die befruchtete Eizelle ebenfalls abstirbt.

Diese zwei Methoden der Schwangerschaftsverhütung sind für die Katholische Kirche nicht zulässig, da nach katholischer Lehrmeinung das menschliche Leben bereits mit der Verschmelzung von männlicher Samenzelle – Spermien – mit der weiblichen Eizelle beginnt.

Die Pille danach Pidana und die neue Pille danach Ella One

Zur Notfallverhütung mittels Pille danach gibt es die Wirkstoffe Levonorgestrel in Pidana und Ulipristalacetat in der neuen Pille danach Ella One. Levonorgestrel in Pidana verhindert eine ungewollte Schwangerschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Sex, wenn die Einnahme rechtzeitig vor dem Eisprung erfolgt.

Die Pille danach Pidana verhindert den Eisprung oder verschiebt diesen, bis möglicherweise keine lebensfähigen männlichen Spermien mehr in der weiblichen Vagina – Vaginaltrakt – vorhanden sind, und somit die weibliche Eizelle nicht befruchtet werden kann. Nach ungeschützten Sex werden laut Volker Stollorz statistisch 8 Prozent der Frauen schwanger. Durch die Pille danach kann die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft auf ein bis drei Prozent gesenkt werden.

Die Pille danach wirkt am besten, wenn sie vor dem Eisprung – der Ovulation – eingenommen wird. Die reife weibliche Eizelle bleibt 12 bis 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig. In dieser Zeit ist eine Schwangerschaft möglich. Wird die Pille danach nach dem Eisprung eingenommen, führte dies dazu, dass sie nicht mehr wirkt, da sie die Befruchtung der reifen Eizelle im Eileiter nicht verhindern könne. Die Pille danach könne ebenso wenig die anschließende Einnistung der befruchteten Eizelle – des Embryos – in die Gebärmutterschleimhaut verhindern.

Ist es sicher, dass die Pille danach Pidana nicht abtreibt?

Volker Stollorz geht der Argumentation nach, dass es nicht einhundertprozentig sicher sein könne, dass die Pille danach Pidana nicht doch abtreibt, die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter verhindert. Dafür das die Pille danach Pidana im Einzelfall doch ein Abtreibungspille sei, gebe es bislang keinen einzigen stichhaltigen Beweis.

Das klang beim katholischen Journalisten Martin Lohmann, der die Meinung der katholischen Kirche in der Talkshow von Günther Jauch und bei Markus Lanz zu vertreten schien, noch ganz anders. Martin Lohmann schien mir fest davon auszugehen, dass die Pille danach auch abtreibt, bzw. abtreiben könne oder es nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Pille danach auch abtreiben könne.

Die Datenlage sei ziemlich klar und Volker Stollorz führt eine Studie aus Chile vom Jahr 2011 an. In dieser chilenischen Studie zur Pille danach Pidana wurden 103 Frauen untersucht, die während ihrer fruchtbaren Tage ungeschützten Sex hatten. Diese Frauen nahmen die Pille danach zwischen fünf Tagen und einem Tag vor dem Eisprung – der Ovulation – ein, somit in dem Zeitraum, in dem die Pille danach Pidana eine Schwangerschaft, die Befruchtung der Eizelle, verhindern kann, aber nicht abtreibend wirkt und nicht abtreibend wirken kann.

Es kam zu keiner einzigen Befruchtung, zu keiner einzigen Schwangerschaft nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr.

In der Studie wurden noch 45 Frauen untersucht, die die Pille danach Pidana als Notfallverhütung erst am Tag des Eisprungs oder nach dem Eisprung eingenommen haben. Bei diesen Frauen kam es zu den statistisch zu erwarteten acht Prozent Schwangerschaften. Somit verhütete die Pille danach scheinbar keine Schwangerschaften über eine abtreibende Wirkung, die Eizellen befanden sich schon im Eileiter, konnten befruchtet werden und sich in die Gebärmutter einnisten – trotz Einnahme von Pidana.

Damit scheint die Pille danach Pidana keine Abtreibung von Embryos vorzunehmen, sondern nur eine Verhütung der Befruchtung zu bewirken.

Eine weitere Studie aus Schweden untersuchte die Fähigkeit drei Tage alter menschlicher Embryonen aus künstlicher Befruchtung, sich in die Gebärmutterschleimhaut einzunisten, bzw. an diese anzuheften. Im ersten Versuch ohne Zugabe eines Medikaments hefteten sich 10 der 17 untersuchten Embryonen an die Gebärmutterschleimhaut an.

Im zweiten Versucht wurde die Pille danach Pidana mit Levonorgestrel dazugegeben. Es nisteten sich dabei sechs von 14 untersuchten Embryonen in die Gebärmutterschleimhaut ein. Trotz der kleinen Studiengröße und Fallzahl sei dies kein signifikanter Unterschied zu dem Ergebnis ohne Zugabe einer Verhütungspille.

Im dritten Versuch wurde die Abtreibungspille Mifegyne hinzugegeben. Es konnte sich keine einzige befruchtete Eizelle, also kein einziger Embryo, an die Gebärmutterschleimhaut anheften.

Diese Studie aus Schweden und andere Studien würden zweifelsfrei zeigen, dass die Pille danach Pidana weder menschliche Embryonen abtötet, ihre Lebensfähigkeit nicht beeinträchtigt, noch die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut stört oder verhindert.

Die internationale Gesellschaft der Gynäkologen und Geburtshelfer sei im März 2011 zu dem Schluss gekommen, dass eine einmalige Notfallverhütung mit der Pille danach Pidana eine bestehende Schwangerschaft nicht abbrechen könnte.

Die neue Pille danach bzw. die Pille für länger danach Ella One mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann den Eisprung länger hinausschieben als die alte Pille danach Pidana. Ella One verzögert dazu das Aufreißen des fast reifen Eifollikels im Eierstock.

Die neue Pille danach würde somit zusätzlich an den beiden kritischen Tagen mit den höchsten Befruchtungsrisiko nach ungeschütztem Sex eine Schwangerschaft verhindern. Ella One kann nach erfolgtem Eisprung, wie auch Pidana, keine Befruchtung der Eizelle verhindern. Alle Daten würden dafür sprechen, dass auch Ulipristalacetat in der neuen Pille danach in der richtigen, empfohlenen Dosis und bei einmaliger Einnahme die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter nicht verhindere, und dass Ella One auch die Embryonen nicht schädige, weder vor, noch nach der Einnistung – Implantation.

Fazit

Es wird scheinbar vor allem auf Grund der Katholischen Kirche eine Diskussion geführt, dass es doch besser sei, dass die Pillen danach zur Notfallverhütung nach ungeschütztem Sex doch nicht so gut verhüten sollen. Die Pillen danach sollen nur den Eisprung verhindern, aber ja nicht die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter. Es geht dabei um eine höchstens wenige Tage alte befruchtete Eizellen. Es geht nicht um die Abtreibung von mehreren Wochen alten und größeren Embryos, was in Deutschland erlaubt ist.

Mit der rechtzeitigen Einnahme einer Pille danach kann die Anzahl solcher Abtreibungen wohl verringert werden. Die Pille danach muss aber möglichst schnell nach dem ungeschützten Sex eingenommen werden, sie hilft um so zuverlässiger, je schneller sie eingenommen wird. Deshalb wäre es gut, wenn die Pille danach auch in Deutschland ohne Rezept in der Apotheke zu kaufen wäre. Eine Bestellmöglichkeit online im Internet wie bei Dr. Ed, stellt eine Alternative dar, verzögert die Einnahme der Pille danach aber auch wieder um fast einen Tag.

Wie Volker Stollorz in seinem Artikel auch betont, gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die erfolglose Einnahme der Pille danach fruchtschädigend wirkt. Wird die Pille danach also eingenommen, und es kommt danach doch zu einer Schwangerschaft, wird der Embryo durch die Pille danach nicht geschädigt.

Pille danach online im Internet bestellen

Im Artikel Dr. Ed: Pille danach ohne Rezept online im Internet bestellen, gibt es weitere Informationen zur Wirkung, Einnahme und Bestellmöglichkeit der Pille danach.

Literatur:

Diplom-Betriebswirt (FH) André Fiebig