Riester-Konto im Minus trotz garantierter Zulagenrendite?

Bei Riester-Renten sind die eingezahlten Beiträge und die staatlichen Zulagen doch garantiert, es darf für den versicherten Rentner kein Verlust eintreten. Warum ist mein Riester-Konto durch die Abschlusskosten, Vertriebskosten und jährlichen Verwaltungsgebühren dann im Minus? Warum lohnen sich Riester-Renten vor allem für Geringverdiener und muss ich bei einer Kündigung die Zulagen zurückzahlen?

Garantie erst zu Beginn der Auszahlphase der Rente

Das angesparte Guthaben bei einer Riester-Rentenversicherung, einem Riester-Banksparplan oder einem Riester-Fondssparplan ist erst mit Ablauf der Ansparphase garantiert. Dieser Garantiezeitpunkt ist auch der Beginn der Auszahlphase, also er Beginn der monatlichen Rentenzahlungen.

Die Vertriebs- und Abschlusskosten für den Riester-Vertrag können von den Anbietern wie Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften über die ersten fünf Jahre verteilt werden. In diesen Anfangsjahren wird nicht das gesamte eingezahlte Geld und die staatlichen Zulagen auf das Riester-Konto gebucht, sondern die Kapitalgesellschaft, die Bank, der Fondsanbieter nimmt sich einen Teil davon weg, um die Vertriebsmitarbeiter, die Verkäufer und die Verwaltung zu bezahlen.

Wenn das Geld garantiert ist, wo ist das Problem?

Das Problem ist, dass man ja nicht nur Geld anspart, um es dann inklusive der staatlichen Riester-Zulagen mit Nullverzinsung wieder ausgezahlt zu bekommen. Wenn man keine Verzinsung erhält, kann man das Geld auch unter oder in der Matratze verstecken. In Wahrheit fällt durch die lange Laufzeit von Riester-Renten von z. B. 30 Jahren ein hoher Verlust durch die stetige Geldentwertung durch die Inflation an.

Für den realen Geldwerterhalt der eingezahlten Rentenbeiträge ist eine positive Verzinsung unbedingt nötig. Die Kosten fressen immer am Gewinn. Wenn der eigentliche Gewinn schon gering ist, weil der Rentenfonds, der Aktienfonds oder der Mischfonds schlecht läuft und im schlechtesten Fall kurz vor dem Laufzeitende, dem Beginn der Auszahlphase hohe Verluste erwirtschaftet, bleibt nicht mehr viel oder gar nichts mehr für einem Inflationsausgleich übrig.

Ebenfalls können die Zinsen am Kapitalmarkt lange Zeit so gering, dass nach Abzug der jährlichen Verwaltungskosten fast oder gar nichts mehr für eine Rendite übrig bleibt. Dann bleibt einem nur die Garantie, dass das eingezahlte Kapital im Riester-Vertrag auf jeden Fall komplett erhalten bleibt.

Teurer Riester-Vertrag ist notwendig, um die staatlichen Zulagen mitzunehmen

Die Rendite, die Zinsen durch die vom Staat gewährten und bezahlten Zulagen auf Riester-Verträge sollten gerade für Geringverdiener der Hauptgrund für den Abschluss einer Riester-Rente sein. Da diese meisten hohe Kosten haben, besteht bei einem geringen Zinsniveau, oder schlechten Börsenphasen gegen Ende der Laufzeit ansonsten wenig Hoffnung auf viele Zinsen oder  hohe Gewinne.

Die Zulagenrendite ist auf jeden Fall zum Ende der Ansparphase, mit Beginn der Rentenauszahlung garantiert. Zwischendurch wird das Riester-Konto zum Gewinn der Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften.

Zulagenrendite ist die größte Chance im Riester-Vertrag für Geringverdiener

Riester-Verträge werden im Allgemeinen in Tests der Stiftung Warentest oder der Zeitschrift Ökotest als relativ teuer bewertet. Das liegt unter anderem daran, dass es für diese Rentenart weniger Anbieter gibt, als für freie Rentenversicherungen ohne staatliche Förderung über Riester-Zuschüsse. Teilweise erwirtschaften nicht geförderte Rentenversicherungen höhere Renditen, als Riester-Renten, und das trotz deren staatlicher Zulagen.

Je weniger man verdient, desto höher ist die Zulagenrendite beim Riester-Sparen. Denn die staatlichen Zulagen erhält man erst, wenn man einen Mindestanteil am Einkommen für die Rentenversicherung einzahlt. Die Zulagen selbst sind aber für alle gleich hoch. Damit lohnt es sich eher für Gutverdiener in eine freie, kostengünstig wirtschaftende Rentenversicherung einzuzahlen. (Besserverdienende können den relativen Nachteil durch die Geltendmachung der Einzahlungen auf einen Riester-Vertrag als Sonderausgaben in der Steuererklärung verkleinern.)

Gutverdiener finden billigere Rentenversicherungen als Riester

Ungeförderte Rentenversicherungen können teilweise trotz des Verzichts auf die staatlichen Zulagen höhere Rentenzahlungen und Rendite erwirtschaften als eine teuere Riester-Versicherung. Muss man auf Grund des geringen Einkommens nur wenig in den Riester-Vertrag einzahlen, kann man laut Stiftung Warentest mit einer Zulagenrendite bis zu 8,5 Prozent rechnen.

Geldprobleme und Riester-Vertrag kündigen? Zulagen zurückzahlen!

Die staatliche Förderung über die Riester-Zulagen müssen komplett zurückgezahlt werden, wenn man die Rentenversicherung kündigt. Man verliert nicht nur die in den ersten Jahren von den Banken, Versicherungen und anderen Riester-Anbietern abgezogenen Kosten für Vertrieb, Provisionen und Verwaltung, man muss Vater Staat auch die kompletten Zuschüsse und Zulagen für sich selbst und seine Kinder zurückzahlen.

Kann man seine Riester-Versicherung nicht mehr bezahlen, auf keinen Fall kündigen, sondern den Vertrag ruhen lassen. Dann verliert man nicht die bereits vom Finanzamt gezahlten staatlichen Riester-Zulagen. Man bekommt zwar für die dann folgenden zahlungsfreien Jahre auch keine neuen Zulagen mehr, da man die Mindesteinzahlung je nach eigenem Lohn oder Einkommen nicht erfüllt, aber man macht keinen Verlust.

Wenn man das bereits angesparte Geld unbedingt braucht, muss man mit dem Verlust durch Kosten und Rückzahlung der Zuschüsse nach einer Kündigung der Riester-Police leben.

 

Diplom-Betriebswirt (FH) André Fiebig