Alte Tests sind auch für die Autoren der Stiftung Warentest interessant

Die Autoren der Stiftung Warentest finden in alten “test”-Heften interessante Informationen für ihre Arbeit. So können sie lesen, dass von gewaschener Wäsche keine Gesundheitsgefahr ausgeht, während sie schreiben, dass es doch so ist.

Über die letzten Jahre ist es mir immer mal wieder aufgefallen, wie sich die Stiftung Warentest selbst widerspricht. Das ist ja an sich, gemessen an der sehr guten und wichtigen Arbeit der Stiftung Warentest nicht schlimm. Nur wenn sie es mit der widersprüchlichen Kritik übertreibt und sich in meinen Augen unpassend echauffiert wird es gelegentlich seltsam.

60-Grad-Programm wäscht nur mit 45 bis 50 Grad

Ein Beispiel dafür hängt mit dem Test von Waschmaschinen aus dem Heft “test” der Stiftung Warentest 1/2013 zusammen: Dort ist zu lesen, dass die getesteten Waschmaschinen im 60-Grad-Programm nur mit 45 bis 50 Grad heißem Wasser waschen. Damit sparen die Waschmaschinen Strom, der für das Aufheizen des Waschwassers benötigt wird, und den Herstellern gelingt es mit diesem Trick ein für sie günstiges Energielabel wie A+++ zu erhalten. (Einige Maschinen haben zusätzlich bzw. auch noch ein normales 60-Grad-Programm mit höheren Waschtemperaturen.)

Unter der Überschrift: “Für die Hygiene nicht heiß genug” beschreibt die Stiftung Warentest, dass ein 60-Grad-Programm, dass in Wirklichkeit mit geringeren Temperaturen wäscht, aus Hygienegründen zum Problem werden kann. Es könnte Risiken bergen bei Putztüchern und Handtüchern, oder wenn die Wäsche von kranken und alten Menschen damit gewaschen wird.

Krankheitskeime wie Pilzsporen, unbehüllte Viren wie das Norovirus und Bakterien, welche die Waschmaschine innen besiedeln und dort und auf der Wäsche unangenehme Gerüche verursachen, sollten mit mindestens 60 Grad Waschtemperatur und einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel bekämpft werden.

Waschmaschine auskochen

Die Stiftung Warentest betont in “test” 01/2013 den schlechten Geruch in den Waschmaschinen mit der Überschrift: “Unangenehme Gerüche im Gerät” und empfiehlt mindestens ein- bis zweimal im Monat mit einem Vollwaschmittel bei mindestens 60 Grad oder bei Bedarf mit einem Kochwaschgang zu waschen.

Mir fällt diese berechtigte Kritik am schlechten Geruch von Waschmaschinen deshalb auf, weil die Stiftung Warentest vor ein paar Jahren eine super praktische und funktionierende Lösung von Samsung im Waschmaschinen-Test 9/2006 in meinen Augen in Grund und Boden geschrieben hat.

Silberionen gegen schlechten Geruch von Wäsche

Samsung war im Test mit einer Waschmaschine mit “Silver-Wash-Technologie” vertreten. Dabei werden, wenn man dies vor Waschbeginn auswählt, während des Hauptwaschgangs und im letzten Spülgang Silberionen abgegeben. (Diese Option ist nicht bei allen Waschprogrammen wählbar.)

Diese Silberionen sollten – laut der damaligen mir bekannten Werbung von Samsung – den muffigen, schlechten Geruch, der mit der Zeit in vielen Waschmaschinen und teilweise auf Textilien, wie z. B. Handtüchern entsteht, verhindern und beseitigen.

Die Stiftung Warentest beschrieb das in ihrem Test damals so, dass dem Waschvorgang Silberionen beigegeben werden, um die Wäsche keimfrei zu machen. Und sie führte extra den Hygieneexperten Professor Franz Daschner mit Argumenten dagegen an. Unter der Überschrift “Völlig überflüssig”, in einem extra hervorgehobenen zweispaltigen Kasten, wurde ein Interview mit Professor Franz Daschner abgedruckt.

Darin fragt die Stiftung Warentest, ob der Wäsche zugesetzte Silberionen die Wäsche hygienischer macht. Professor Daschner meint darauf, dass bisher niemand wissenschaftlich nachgewiesen habe, dass normal gewaschene Wäsche jemals eine Infektion verursacht hat. Deshalb sei die zusätzliche Behandlung mit antibakteriellen Substanzen wie Silber hygienisch völlig überflüssig.

Professor Daschner führt in der nächsten Antwort weiter aus, dass Samsung seines Wissens nur zwei Bakterienarten getestet habe, obwohl mindestens 30 verschiedene Bakterien, sollten sie beim Waschen überleben, beim Menschen Infektionen hervorrufen können. Eine der beiden (getesteten) Bakterienarten verursache praktisch nur im Krankenhaus Infektionen und nicht im privaten Haushalt.

In der dritten Frage nach der desinfizierenden Wirkung des Einsatz der Silberionen, führt Professor Daschner aus, dass Samsung behauptet, die Wäsche würde sterilisiert, dass die Testergebnisse von Samsung aber aussagen würden, dass wichtige Bakterien wie Staphylokokken und die Darmkeime Escherichia coli nur zu 99,9 Prozent entfernt werden. Sterilisation bedeute aber 100-Prozentige-Entfernung dieser Bakterien / Keime: “Von Sterilisation kann also gar keine Rede sein.”

Wäschedesinfektion ist Unsinn laut Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest führte in meinen Augen extra für eine einzelne der getesteten Waschmaschinen schweres Geschütz auf, um den Unsinn von Wäschedesinfektion zur Krankheitsvorsorge allgemein und im speziellen per Silberionen im Waschwasser von Waschmaschinen zu belegen.

Auf die für den Verbraucher interessante Werbeaussage von Samsung, dass durch die Desinfektionswirkung der Silberionen der schlechte, stinkende und muffige Geruch in der Waschmaschine und von Kleidungsstücken entfernt, bzw. dieser verhindert wird, ging die Stiftung Warentest überhaupt nicht ein.

Muffige Wäsche nach der Waschmaschine

Ich habe mich damals von der in meinen Augen aufgeregten Art der Stiftung Warentest nicht irritieren lassen und kaufte eine Samsung-Waschmaschine mit Silberionen-Technologie. Der Grund war, dass die vorher vorhandene Siemens-Waschmaschine genau das von Samsung beworbene Problem aufwies: Sie roch muffig und schlecht, Handtücher ebenfalls und einige Kleidungsstücke, bei denen sich vermutlich Bakterien festgesetzt hatten, verursachten nach sehr kurzem Tragen einen unangenehmen und belästigenden Geruch.

Dieser muffige Geruch, bzw. Gestank von Waschmaschine und einigen Textilien ließ sich auch mit einem regelmäßig eingelegten Kochwaschgang ohne Wäsche und 60-Grad-Wäsche der Handtücher und 60-Grad-geeigneter Textilien nicht verhindern. Aber er verschwand sehr schnell nach einigen wenigen Waschgängen mit den Silberionen im Waschwasser der neuen Samsung-Waschmaschine.

Und jetzt beklagt die Stiftung Warentest im aktuellen Waschmaschinen-Test den muffigen Geruch und Gestank, der mich damals auch sehr gestört hat. Sie schreibt gleichzeitig, dass die 60-Grad-Waschgänge der getesteten Waschmaschinen in Wirklichkeit bei etwa 45 bis 50 Grad waschen. Trotzdem empfiehlt Sie 60-Grad-Waschgänge zu benutzen, den in Wirklichkeit gar nicht mehr alle Waschmaschinen besitzen, um den schlechten, muffigen Geruch und Gestank zu verhindern, bzw. zu beseitigen.

Hygieneprobleme durch zu niedrige Temperaturen in der Waschmaschine

Auf die eigentlich wirksame Methode Silberionen, die es auch für alle anderen Waschmaschinen per Waschkugel oder Silberionen-Waschmittel gibt, geht sie nicht ein. Diese Technologie fand die Stiftung Warentest mit Herrn Professor Daschner ja nicht sinnvoll, um Infektionen mit Krankheitserregern beim Menschen zu verhindern. Damals wurde generell verneint, dass von normal gewaschener Wäsche überhaupt Infektionen beim Menschen ausgehen können, da niemand wissenschaftlich nachgewiesen habe, dass so etwas jemals geschehen sei.

Nur jetzt meint die Stiftung Warentest doch entgegen den damaligen Aussagen, und ihrer Aufregung gegen die Samsung-Silberionen, dass Wäsche aus Hygienegründen ein Problem sein kann, ja dass Wäsche sogar Risiken bergen kann. Entweder besitzt die Stiftung Warentest nicht genannte* neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder sie betreibt aus meiner Sicht aktuell, entgegen den früheren Aussagen in ihrem Testheft, eine unwissenschaftliche Panikmache.

*Ebenfalls thematisiert wurden die schlechten Gerüche von Wäsche und Waschmaschinen, genauso wie die Ansteckungsgefahr von gewaschener Wäsche im Heft “test” 10/2010 im Interview mit dem Mikrobiologen Dr. Helmut Mucha. Mit diesem Interview könnten die neuerlichen Aussagen zu den Hygieneproblemen und Ansteckungsgefahr von gewaschener Wäsche in Verbindung stehen, vor allem da sich aus meiner Sicht im aktuellen Artikel diverse Formulierungen aus dem damaligen Interview wiederfinden.

Mehr zur Stiftung Warentest

Generell zu nicht genannten Quellen der Stiftung Warentest siehe der frühere Artikel: Quellenangabe egal? und der Kommentar von Andreas Kunze darunter.

Zur Arbeit der Stiftung Warentest siehe auch: Erfolgsabhängige Gebühren von Investmentfonds – Finanztest-Kritik bestätigt.

Literatur:

Diplom-Betriebswirt (FH) André Fiebig